Kulturgeschichte _ vom Urrind bis zur Turbokuh
Ein kultureller Entwicklungsprozess hat stattgefunden, seit das Rind gezähmt wurde:
Es hat die Scheu vor dem Menschen weitgehend verloren und wurde zu einem wichtigen Bestandteil unserer Zivilisationsgeschichte.
Das Urrind
Der Ur oder Auerochse (Bos primigenius) gilt als die Stammform aller heutigen Hausrinder. Auerochsen waren Wildrinder, die in Flussauen und Waldlandschaften lebten. Ihr Verbreitungsgebiet zog sich über ganz Eurasien bis nach Nordafrika. Der Auerochse starb im 17. Jahrhundert aus.
Das Hausrind
Die Domestikation des Rindes geschah vor etwa 10.000 Jahren. Die ersten Bauern hatten die Vision, sich die Energie des Urrindes anzueignen und ihre Nachkommen schafften es schließlich, die Wildform zu zähmen. Fortan stand das Rind im Dienst des Menschen: es zog Pflug und Wagen und versorgte uns mit Fleisch, Milch und Leder. Je nach gewünschtem Verwendungszweck züchtete der Mensch im Lauf von Jahrhunderten viele unterschiedliche Rinderrassen, die sich über alle Erdteile ausbreiteten.
Die Turbokuh
Heute werden Rinder wie Maschinen beurteilt,
deren Wert sich aus Begriffen wie "Verfettungsgrad" oder "Schlachtkörpergewicht" errechnet.
5.000 v. Chr. gab eine Kuh in ihrem Leben etwa 200 Liter Milch, bei der modernen "Turbokuh" sind es bis zu 35.000 Liter. Schon nach vier bis fünf Jahren lässt ihr Ertrag deutlich nach und sie wird üblicherweise geschlachtet, obwohl sie von Natur aus eine Lebenserwartung von bis zu 25 Jahren hat. Moderne Hilfsmittel - wie Melkroboter oder Kuhputzmaschine - ersetzen zunehmend die menschliche Tierpflege und automatisieren den Produktionsablauf.